Neue Röhr Auto AG
30. Oktober 1926
Gründung der Röhr Auto AG durch Übernahme der Falcon Automobilwerke AG
und deren Werksanlagen in Ober-Ramstadt. Die Höhe des Aktienkapitals betrug zunächst 500000 RM.
Den Vorstand des neuen Unternehmens bildeten Hans Gustav Röhr und Helmut von Oven.
Der Aufsichtsrat setzte sich zunächst aus Professor Otto Berndt (Darmstadt),
Bankier Otto Hirsch (Frankfurt) und Rechtsanwalt Adolf Salomon zusammen.
5. Oktober 1927
Anlässlich der Generalversammlung wurde die Erhöhung des Aktienkapitals der Röhr Auto
AG auf 1 Million RM beschlossen. Vorstand blieben Hans Gustav Röhr und Helmut von Oven.
Der Aufsichtsrat bestand nun aus dem Vorsitzenden Dr. Adolf Salomon (Frankfurt),
Stellvertreter Professor Otto Berndt (Darmstadt), Bankier Otto Hirsch (Frankfurt), Bankdirektor
Hans Wiechert (Frankfurt) und Dr. Ing. e.h. Hugo Greffenius (Frankfurt).
8. Mai 1928
Die Generalversammlung der Röhr Auto AG beschloss die Erhöhung des Aktienkapitals
auf 2 Millionen RM. Helmut von Oven schied aus dem Vorstand aus. Prokuristen wurden
Betriebsdirektor Ewald Popp und Betriebsleiter Ernst Decker.
21. Dezember 1928
Bei einer weiteren Generalversammlung der Röhr Auto AG wurde für 1929 die Erhöhung
des Aktienkapitals auf 3,5 Millionen RM beschlossen.
1929
Die Röhr Auto AG erweiterte die Tagesproduktion auf ca. sechs Röhr 8 Typ R. Die
Belegschaft erreichte einen Spitzenstand von etwa 800 Mitarbeitern.
1930
Größere finanzielle Schwierigkeiten bei der Röhr Auto AG. Der Hauptaktionär Hugo
Greffenius konnte in Folge der Weltwirtschaftskrise dem Unternehmen zugesicherte Finanzmittel
nicht mehr zur Verfügung stellen. Die Gemeinde Ober-Ramstadt übernahm eine Rückbürgschaft
in Höhe von rund 170000.- RM für die angeschlagene Röhr Auto AG.
Dezember 1930
Die Odenwälder Nachrichten und das Fachblatt Motor-Kritik berichteten über die
aussichtslose finanzielle Situation der Röhr Auto AG. Ein angestrebtes Vergleichsverfahren
scheiterte. Die Produktion wurde eingestellt.
30. Dezember 1930
Eröffnung des Konkursverfahrens der Röhr Auto AG vor dem Amtsgericht Darmstadt.
Als Konkursverwalter agierten Rechtsanwalt Dr. Mainzer (Darmstadt) und Direktor
Max Wilhelm Kronheimer (Frankfurt a. Main).
18. Februar 1931
Hans Gustav Röhr gründete mit dem Betriebsratsvorsitzenden Fritz Wernath die Röhr
Auto GmbH mit dem Zweck, bei der Berliner Automobilausstellung, vom 19. Februar bis
1.März 1931, den neuen Röhr
8 Typ RA 10/55 PS zu zeigen.
25. April 1931
In Folge des Konkursverfahrens der Röhr Auto AG, stimmte die Gläubigerversammlung dem
Angebot einer unter der Leitung des Schweizer Röhr-Generalvertreters Joos Andreas Heintz stehenden
Finanzgruppe zu, das Werk zu übernehmen. Nach zähen Verhandlungen wurde das Aktienkapital
im Verhältnis 10:1 auf 350.000 RM zusammengekürzt.
Mitte Mai 1931
In Davos gründete die Schweizer Finanzgruppe die Schweizerische Holdinggesellschaft
für Automobilwerke AG mit einem Aktienkapital von 850000 Schweizer Franken, um die angeschlagenen
Röhr-Werke zu übernehmen. Die Produktion war bereits im April 1931, auf Grund eines
Pachtvertrages mit dem Schweizer Röhr-Generalvertreters Joos Andreas Heintz, wieder angelaufen.
26. Juni 1931
Beim Hessischen Amtsgericht in Darmstadt fand die Zwangsversteigerung der Röhr Auto AG statt.
Die Schweizerische Holdinggesellschaft für Automobilwerke AG erwarb die Ober-Ramstädter
Fabrikanlagen mit dem gesamten Inventar.
Neue Röhr Werke AG
27. Juni 1931
Gründung der Neue Röhr Werke AG mit einem Aktienkapital von 1 Million RM. Den Aufsichtsrat
bildeten der Kaufmann Leo Betzen (Davos), der Notar Dr. S. Stern (Frankfurt a. Main),
der Kaufmann Siegmund Weiler-Heintzheimer (Zürich), Dr. Hans Zoller (Zürich) und Dr. Jean
Luis Burckhard (Davos). Zum Vorstand wurden Joos Andreas Heintz und Ernst Decker bestimmt.
16. März 1932
Eintrag der Atmos-Vergaser AG, Sitz Ober-Ramstadt, in das Handelsregister (Gründung 27.
Juni 1931, Änderung des Gesellschaftsvertrages 24. Oktober 1931). Das Grundkapital der
Firma betrug 250000 RM. Vorstandsmitglieder waren Joos Andreas Heintz und Ernst Decker.
Der Atmos Vergaser wurde bis 1935 in den Räumen der Neue Röhr Werke AG produziert und
hauptsächlich in den Röhr 8 Typ RA sowie später in den Röhr Junior eingebaut. Hoffnungen
den Vergaser anderen Automobilherstellern zu verkaufen erfüllten sich nicht.
6. April 1933
Nach der ersten ordentlichen Generalversammlung der Neue Röhr Werke AG setzte sich der
Aufsichtsrat wie folgt zusammen: Vorsitzender der Kaufmann Leo Betzen (Davos), Dr. Jean
Luis Burckhard (Davos) und Arthur von Mumm (Frankfurt a. Main).
Juli 1934
Eine erste Meldung in den Odenwälder Nachrichten über die bevorstehende “Neuordnung der
finanziellen Verhältnisse” bei der Neue Röhr Werke AG.
Oktober 1934
Die Odenwälder Nachrichten meldeten, dass die geplante Neuordnung der Neue Röhr Werke
AG grundsätzlich gesichert wäre. Es sei ein außer- gerichtliches Vergleichsverfahren angestrebt.
Der vorläufige Aufsichtsrat bestand aus Dr. Friedrich Stroh (Ober-Ramstadt), Arthur von
Mumm (Frankfurt a. Main) und Georg Gautschi (Zürich).
Ende 1934
Trotz guter Auftragslage, besonders für den Röhr Junior, erhöhte sich die Gesamtschuld der
Neue Röhr Werke AG im Lauf des Jahres 1934 auf etwa 3,4 Millionen RM.
Neben erneuten Verlusten resultierte diese Gesamtschuld aus Verbindlichkeiten, die teilweise
noch von der Röhr Auto AG stammten.
12. Dezember 1934
Dem Antrag eines Gläubigers auf Konkursverfahren wurde vom Amtsgericht Darmstadt nicht stattgegeben
, da das Gericht noch Möglichkeiten für eine erfolgreiche Sanierung der Neue Röhr Werke AG sah.
3. Januar 1935
Eine unter Mithilfe des Reichsverbandes der deutschen Automobilindustrie (RDA) in Berlin
einberufene Gläubigerversammlung, einigte sich auf die Erhaltung der Neue Röhr Werke AG.
15. Januar 1935
Im Zuge des bei der Neue Röhr Werke AG angestrebten Vergleichsverfahrens schieden der
Ingenieur Ernst Decker (Ober-Ramstadt) und der Kaufmann Franz Schmedding (Berlin) aus dem Vorstand aus.
An Ihre Stelle traten als Vorstandsvorsitzender der Anwalt Dr. Fritz Stroh (Ober-Ramstadt)
und als Stellvertreter der Kaufmann Albert Schwane (Ludwigshafen).
25. Januar 1935
Das Amtsgericht Darmstadt leitete das gerichtliche Vergleichsverfahren für die Neue Röhr Werke AG ein.
14. März 1935
Der letzte Röhr Junior verließ die Werkshallen in Ober-Ramstadt.
Juni 1935
Teile des Maschinenparks der Neue Röhr Werke AG wurden durch den Vorstandsvorsitzenden
und Liquidator Dr. Friedrich Stroh (Ober-Ramstadt) an den Maschinenhändler Schack & Co.
aus Frankfurt verkauft.
7. November 1935
Der Vorstandsvorsitzende der Neue Röhr Werke AG, Direktor Dr. Friedrich Stroh (Ober-Ramstadt),
verkaufte das Röhr-Werksgelände, mit dem restlichen Betriebsmaterial, an die Verwertungsgesellschaft
für Industrieanlagen GmbH in Köln-Ehrenfeld. Verschiedene Gläubiger fochten diesen Verkauf jedoch an.
November 1935
Der Gesamtverlust der Neue Röhr Werke AG für das Jahr 1934 erhöhte sich auf 1,69 Millionen RM.
Der Aufsichtsrat setzte sich nun aus den Herren Dr. Kreitmair (Berlin),
Generaldirektor a. D. F. Schmitz (Berlin) und dem Fabrikanten W. Seeger (Frankfurt a. Main) zusammen.
25. Mai 1936
Durch Beschluss des Amtsgerichtes Darmstadt wurde der Verkauf des Werksgeländes der Neue
Röhr Werke AG an die Verwertungsgesellschaft für Industrieanlagen GmbH rückgängig gemacht.
Die Immobilie und das restliches Inventar musste damit an die Neue Röhr Werke AG zurückgegeben werden.
MIAG und Noll-Monnard KG
1. Januar 1937
Eintragung der Noll-Monnard KG ins Handelsregister. Ernst Noll und Josef Monnard waren
zuvor bei der Neue Röhr Werke AG angestellt und übernahmen nun in den Räumen der ehemaligen
Reparaturabteilung die Wartung und Reparatur von Röhr-Wagen sowie die Herstellung von Ersatzteilen.
Auf Bestellung baute das Unternehmen noch neue Röhr-Wagen (Röhr Junior und
Röhr 8 Typ F, bzw. Röhr 8 Typ FK). Die Noll-Monnard KG hatte etwa 60 bis 70 Mitarbeiter.
Die mechanische Abteilung übernahm zusätzlich Aufträge im Bereich Metallbearbeitung
(zum Beispiel für Schenk und Röhm & Haas in Darmstadt). Zudem beschäftigte sich der
Betrieb mit dem Werkzeugbau. Speziell durch die “Spitzenlosen Schleifmaschinen” nach dem
System Herminghausen, erlangte die Noll-Monnard KG in Fachkreisen Weltruf.
20. Februar bis 7 März 1937
Die Noll-Monnard KG verteilte auf der Internationalen Automobil und Motorrad-Ausstellung
in Berlin Prospekte für den Röhr 8 Typ F.
24. Juni 1937
Der Direktor Dr. Friedrich Stroh (Ober-Ramstadt), teilte dem Ober-Ramstädter Bürgermeister
Anton Jörgeling mit, das Gelände der Neue Röhr Werke AG sei an die Firma MIAG
(Mühlen Industrie Aktien Gesellschaft) verkauft. Dieses Unternehmen mit Hauptsitz in
Braunschweig, stellte in Ober-Ramstadt bis 1945 Industrie-Transportkarren, Gabelstapler,
Zugmaschinen, Krane und Panzerteile her.
Die Daten wurden aus Texten, Artikel und Kurzberichten folgender Quellen und Vorlagen zusammengestellt:
Odenwälder Nachrichten 1924 bis 1937
Motor-Kritik 1930 bis 1941;
Die deutsche Automobilindustrie – Eine Dokumentation von 1886 bis heute, von Seherr-Thoss,
H. C., Stuttgart 1974
Röhr – Ein Kapitel deutscher Automobilgeschichte, Schollenberger, W., Darmstadt 1996;
Schollenberger, Werner, Hupe – das regionale Automagazin, Fast vergessen – Autos aus Südhessen,
Serie Februar bis November 2011 (Echo Zeitungen GmbH Darmstadt)
Röhr – Die Sicherheit selbst, Schollenberger, Werner, August Horch Museum, Zwickau 2012.